LIW2022-1
Ergebnisse der Umfrage
Leben in Wiesbaden 2022
Lebensqualität in Wiesbaden und kommunale Aufgaben
Städtische Lebensqualität ist das durchgängige Kernthema der wiederkehrenden Befragung "Leben in Wiesbaden":
- Wie zufrieden sind die Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt und verschiedenen kommunalen Angeboten und Bereichen?
- Was sind die wichtigsten städtischen Probleme?
- Welche kommunalpolitischen Aufgabenbereiche werden als besonders vordringlich gesehen?
- Wie verändert sich die Zufriedenheit und die Wahrnehmung kommunaler Aufgaben und Probleme?
Bild 1: Leben Sie eigentlich gern in Wiesbaden … ? Insgesamt und Zeitvergleich (in %)
- Die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger lebt gerne in Wiesbaden und fühlt sich mit der Stadt verbunden.
- Die Tendenz ist jedoch leicht rückläufig: 2016 gaben noch 81 % der Befragten an, gerne in Wiesbaden zu leben.
Bild 2: Leben Sie eigentlich gern in Wiesbaden … ? Nach Altersgruppen und Befragtentyp (2022, in %)
- Jüngeren Befragte äußern etwas häufiger den Wunsch, lieber woanders zu wohnen, aber auch diese leben mehrheitlich gerne in Wiesbaden.
- Befragte in Seniorenhaushalten (83 %) leben überdurchschnittlich gerne in Wiesbaden, während dieser Anteil bei „Gutverdienenden Kinderlosen“ (67 %) sowie „Alleinerziehende Niedrigverdienende“ (70 %) etwas unterdurchschnittlich ist.
Bild 3: Zufriedenheit im Zeitvergleich (in %)
- Die Gesamtzufriedenheit mit der Lebensqualität ist nach wie vor hoch, im Vergleich zu den Vorjahren jedoch deutlich gesunken.
- Mit dem eigenen Stadtteil, der eigenen Wohngegend und Wohnung ist die Bewertung im Gesamtschnitt stabiler und fällt die Zufriedenheit deutlich höher aus. Je konkreter bzw. naheliegender die zu bewertende Ebene, umso höher ist die Zufriedenheitseinstufung.
*2016 nicht erfragt
***2014, 2016, 2018 nicht erfragt
Bild 4: Zufriedenheit mit der Lebensqualität in Wiesbaden nach verschiedenen Merkmalen (2022, in %)
- Tendenziell sind ältere Befragtengruppen zufriedener als jüngere. Den geringsten Anteil Zufriedener weisen die 25- bis 29-jährigen Befragten auf. In dieser Altersgruppe hat die Zufriedenheit auch im Vergleich zu 2018 am stärksten abgenommen (fast -19 %-Punkte, alle anderen ca. 10 %-Punkte).
- Gebürtige Wiesbadener sind im Vergleich zu Zugezogenen tendenziell unzufriedener.
- Paare ohne Kind im Haushalt sind die Haushaltskonstellation mit dem höchsten Anteil Zufriedener.
- Je höher die Einkommensgruppe, umso höher fällt die Zufriedenheit aus.
Bild 5: Verbundenheit und Zufriedenheit mit dem eigenen Stadtteil (2022)
rote Linie: %-Anteil stark verbunden + verbunden Befragte insg.
grüne Linie: %-Anteil sehr zufrieden + zufrieden Befragten insg.
- In Gebieten mit hoher Zufriedenheit fällt auch die Verbundenheit mit dem Stadtteil tendenziell höher aus. Die deutlichen Anfangs- und Endpunkte der Verteilung bilden hier Klarenthal und Sonnenberg.
- Die Verteilung ist allerdings durchaus breit gestreut und nicht eindeutig linear. Bei-spielsweise fällt im Innenstadtbezirk Westend/Bleichstraße die Zufriedenheit der Bewohnerschaft mit ihrem Stadtteil ähnlich unterdurchschnittlich aus wie im am Stadtrand gelegenen Ortsbezirk Klarenthal, gleichzeitig ist die Verbundenheit mit dem eigenen Stadtteil im Schnitt deutlich höher.
Bild 6: Wahrgenommene und erwartete Veränderung der Lebensqualität in Wiesbaden (2022, in %)
- Nur wenige Befragte nehmen eine Verbesserung der Lebensqualität in Wiesbaden innerhalb der letzten 5 Jahre wahr.
- Die „gefühlte“ Veränderung fällt damit noch deutlich negativer aus als 2018.
- Auch die Zukunftserwartungen fallen im aktuellen Erhebungsjahr wenig optimistisch aus und noch kritischer als 2018.
Bild 7: Was sind in Wiesbaden zurzeit die wichtigsten Probleme? (Auswahl, Mehrfachnennungen möglich, in % der Nennungen)
* 2014 nicht erfasst oder nicht vergleichbar erfasst
** 2014, 2016 nicht erfasst
- Auffällig ist angesichts der insgesamt breiten Themenpalette, wie stark diesmal der Verkehr thematisiert wird (43 % aller Nennungen), häufig nur allgemein als Klage über die Verkehrssituation, aber auch häufig direkter zum Thema ÖPNV.
- Vergleichsweise viele Nennungen beziehen sich auf die (abnehmende) Attraktivität der Innenstadt.
- Ein mangelndes Sicherheitsgefühl, die Sauberkeit von Stadt und Grünflächen sowie hohe Miet- und Immobilienpreise sind weitere häufig genannte Stadtprobleme.
Bild 8: Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten
** 2014 und 2016 nicht erfragt
*** 2014, 2016, 2018 nicht erfragt
- Die höchsten Anteile Zufriedener erreichen die wohnungsnahen Einkaufsmöglichkeiten (75 %), ärztliche Versorgung / Krankenhäuser (70 %) sowie Grünanlagen und Parks (66 %).
- Die Anteile (sehr) Unzufriedener sind besonders hoch (jeweils 30-40 %) in Bezug auf die Attraktivität der Innenstadt, öffentliche Verkehrsmittel, Sauberkeit des Stadtbildes und Infrastruktur für Autofahrer sowie die Fahrradsituation und öffentliche Sicherheit.
- Veränderungen in den Zufriedenheitsbewertungen im Vergleich zur letzten Erhebung 2018 gehen fast überall in Richtung abnehmender Zufriedenheit. Gleichwohl überwiegen bei den meisten Aspekten noch die Anteile Zufriedener die der Unzufriedenen.
- Besonders stark gesunken ist die Zufriedenheit mit dem ÖPNV, der Infrastruktur für Autofahrer, Kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen, Attraktivität der Innenstadt.
- Auffällige Ausnahme ist der Bereich Fahrradwege und Radverkehrssituation: Hier hat die Zufriedenheit leicht zugelegt, gleichzeitig ist der Anteil (sehr) Unzufriedener stark geschrumpft. Dieser Aspekt rangiert damit allerdings von allen zu bewertenden Aspekten immer noch auf einem der hintersten Plätze.
- Der Blick auf die längere Zeitreihen zeigt, dass der negative Trend in den Bewertungen bei vielen der betrachteten Punkte bereits länger zu beobachten ist, und nicht erst im Vergleich zu 2018 eingesetzt hat, z. B. bezüglich der öffentlichen Verkehrsmittel, Schwimmbäder, Kultureinrichtungen oder der Versorgung durch Ärzte und Krankenhäuser, oder der Sauberkeit des Stadtbildes.
Bild 9: Welche Kommunalpolitischen Aufgaben sind besonders vordringlich anzugehen? (2022 und Zeitvergleich)
Welche kommunalen Aufgaben sind den Bürgerinnen und Bürgern besonders vordringlich? Anhand einer umfangreichen Liste sollten die Befragten hier priorisieren. Insgesamt fällt die Priorisierung nicht leicht, nur neun Aufgaben werden von (knapp) weniger als 50 % der Befragten als vordringlich gesehen.
- Preisgünstiger Wohnraum, Sauberkeit des öffentlichen Raumes und Maßnahmen für Sicherheit und Ordnung stehen - ähnlich wie in den Vorjahren - ganz oben auf der Liste.
- ÖPNV hat gegenüber 2018 am stärksten Dringlichkeit gewonnen und steht nun weit oben in der Aufgabenliste.
- Ebenfalls deutlich an Wichtigkeit zugelegt hat die Versorgung mit erneuerbaren Energien und CO2-Einsparung. Dieselbe „Hochplatzierung“ von 69 % erreicht ein weiterer Nachhaltigkeitsas-pekt, der neu in die Aufgabenliste aufgenom-men wurde: die städtebauliche Anpassung an den Klimawandel
- Daneben haben soziale Aufgaben wie die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung oder die Sicherung der Pflegesituation älterer Menschen trotz leichtem Rückgang im Vergleich zu 2018 nach wie vor hohe Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger
- Im Vergleich dazu derzeit deutlich seltener als dringlich bewertet werden die Förderung von Tourismus und Kongressstandort sowie der Elektromobilität, das Zusammenleben im Stadtteil, der Gesundheitsstandort sowie ausgeglichene Kommunalfinanzen.
- Markant ist die Abnahme der Dringlichkeit in Bezug auf die Förderung des Radverkehrs, nachdem diese in den Erhebungsjahren zuvor stetig an Zuspruch gewonnen hatte.
- Stark abgenommen hat auch der Anteil „vordringlich“ zur Integration von Migranten. Beide Themen werden jedoch nach wie vor von etwa jedem zweiten Befragten als vordringlich bezeichnet. Ähnlich beim „Absteiger“-Thema Finanzen, zu dem allerdings auch 31 % keine Beurteilung abgeben.
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