LIW2022-2
Ergebnisse der Umfrage
Leben in Wiesbaden 2022
Persönliche Lebenssituation, Belastungen und Engagement
- Wie bewerten die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener verschiedene Aspekte ihrer persönliche Lebenssituation wie Gesundheit, Wohnen, finanzielle Situation und gesellschaftliche Teilhabe?
- Was macht den Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern Sorgen?
- (Wie) engagieren sich die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener in Vereinen?
- Was tun die Bürgerinnen und Bürger für den Klimaschutz?
Bild 1: Zufriedenheit mit der persönlichen Lebenssituation (in %)
- Trotz Krisenbelastungen der letzten Jahre bleibt die Bewertung der persönlichen Lebenssituation insgesamt überwiegend positiv.
- Am zufriedensten sind die Befragten mit ihren persönlichen Beziehungen sowie der Wohnsituation.
- Auch mit ihrem Gesundheitszustand sind zwei Drittel der befragten Wiesbadenerinnen und Wiesbadener zufrieden bis sehr zufrieden, hier ist allerdings ein leichter Rückgang erkennbar (siehe Zeitreihe nachfolgende Grafik).
- Etwas niedriger sind die Zufriedenheitswerte hinsichtlich der verfügbaren Zeit und den Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, aber auch mit diesen Aspekten ist jeweils nur ein sehr kleiner Teil der Befragten unzufrieden (meist unter 10 %).
- Je nach sozialstrukturellem Hintergrund der Befragten variieren die Zufriedenheitswerte, z.B. nach Einkommen, Migrationshintergrund, Bildung.
- Befragte, die sich durch die Corona-Pandemie sowie den Ukraine-Krieg als belastet einstufen, sind mit der eigenen Lebenssituation seltener zufrieden.
* ohne Befragte im Ruhestand (n=2 846)
Bild 2: Zufriedenheit mit der persönlichen Lebenssituation im Zeitvergleich (in %)
- Nur in wenigen Bereichen sind Veränderungen gegenüber den Vorjahren erkennbar in Form einer leichten „Stimmungsdämpfung“ im oberen Bereich:
- Der eigene Gesundheitszustand, die finanzielle Situation, die persönlichen Beziehungen sowie die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben weisen insgesamt schwach negative Trends auf.
* jeweils ohne Befragte in Rente / Ruhestand (2022 n=2 846 / 2018 n=1 910 Befragte / 2016 n=1 676 / n= 2 061 Befragte)
** 2014 nicht erfragt
Bild 3: Einschränkungen durch eine chronische Krankheit (in %)
- 43 % der Befragten sind von einer chronischen Krankheit betroffen.
- Zu starken Einschränkungen führt dies bei 12 %. Davon sind insbesondere Personen ab dem 50. Lebensjahr betroffen.
Bild 4: Wahrgenommene längerfristige Auswirkungen der Corona-Pandemie (in %)
- Längerfristige negative Auswirkungen werden vor allem für verschiedene städtische Bereiche wahrgenommen: auf das Wiesbadener Kulturleben (60 % sehr bzw. eher negativ), die Attraktivität der Wiesbadener Innenstadt (52 %) sowie die wirtschaftliche Entwicklung der Landeshauptstadt (46 %).
- Die eigene wirtschaftliche Situation ist dagegen seltener negativ tangiert (18 %).
- Hierbei gibt es deutliche sozialstrukturelle Unterschiede: Stärker wirtschaftlich beeinträchtigt fühlen sich z.B. Befragte, die (noch) keinen beruflichen Abschluss haben bzw. noch Ausbildung oder Studium sind - etwa jede/r Vierte nimmt hier längerfristige negative Auswirkungen wahr.
- Gemischt werden die Auswirkungen auf den eigenen Gesundheitszustand bewertet. Für ein knappes Viertel sind diese (eher) negativ. Weitere 52 % sehen zumindest in Teilen negative Auswirkungen bei gleichzeitiger Wahrnehmung auch positiver Effekte.
Bild 5: Häufigkeit Homeoffice - aktuell, vor Corona und gewünscht (in %)*
- Die Arbeits– bzw. Pendelsituation hat sich für viele Wiesbadenerinnen und Wiesbadener stark verändert.
- 45 % der (berufstätigen) Befragten arbeiten nun mindestens einmal pro Woche von zu Hause aus. Vor der Pandemie lag dieser Anteil noch bei 16 %.
* Nur Befragte, die angeben, Voll- oder Teilzeit zu arbeiten bzw. in Ausbildung, Studium, Schüler/in sind (n=2 440)
Bild 6: Subjektive Belastung durch die Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg (in %)
- Jede/r zweite Befragte gibt an, sich stark durch den Krieg in der Ukraine belastet zu fühlen, nur 14 % (eher) nicht.
- Auch durch die Corona-Pandemie fühlen sich zum Befragungszeitpunkt im Herbst 2022 - die Spätphase der auslaufenden Pandemie - noch jede/r vierte Befragte eher oder stark belastet.
Bild 7: (Doppel-)Belastung durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg (Index, in %)
- Summiert man die Belastungen über beide Auslöser hinweg, ergbit sich ein geteiltes Bild: Die Gruppe Befragter, die sich belastet fühlen ist etwa genauso groß wie die Gruppe derjenigen, die sich unbelastet fühlen.
- Je stärker sich Befragte durch die Krisen belastet fühlen, umso unzufriedener sind sie auch mit der städtischen Lebensqualität, und umso pessimistischer fallen ihre Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungen in Wiesbaden aus.
- Index zur Doppel-Belastung durch Pandemie und Kriegssituation: Dieser summiert die Angaben der Befragten zu beiden Teilbereichen auf. Dabei werden den Antworten auf die beiden Teilfragen Werte von -2 (überhaupt nicht belastet) bis +2 (sehr stak belastet) zugeordnet (vgl. Stadtanalyse 131, S.15)
Bild 8: (Doppel-)Belastung durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg nach verschiedenen Merkmalen (Index, in %)
- Die „Belastungsqoten“ fallen für verschiedene Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich aus, etwa nach Einkommenssituation und beruflicher Stellung: Während sich 18 % der Befragten im untersten Einkommensquartil stark durch beide Krisenfaktoren belastet fühlen, trifft dies nur auf 8 % derjenigen im obersten Einkommensquartil zu; Arbeiter/innen sind zu 19 % doppelt belastet.
Bild 9: (Doppel-)Belastung durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg nach Ortsbezirk der Befragten (Index, in %)
- Entsprechend struktureller Unterschiede in der Bevölkerungszusammensetzung verteilt sich die subjektive Belastung nicht gleichmäßig über das Stadtgebiet. Die Anteile stark/doppelt durch die Krisen Belasteter reichen von 8 % in Nordost und den Vororten Rambach, Heßloch, Kloppenheim und Igstadt bis zu knapp unter 20 % in Klarenthal, Amöneburg, Kastel und Kostheim sowie und Dotzheim.
Bild 10: Wahrgenomme und erwartete Veränderung der städtischen Lebensqualität in Wiesbaden nach eigener (Doppel-)Belastung (Index, in %)
- Die wahrgenommene Belastung ist (statistisch) eng damit korreliert, wie positiv oder negativ die Entwicklung der Wiesbadener Lebensqualität bewertet wird und wie die zukünftige Entwicklung eingeschätzt wird.
Bild 11: Gesellschaftliche und persönliche Sorgen der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener 2022 im Vergleich zu 2016 (Anteil "Das macht mir Sorgen" in %)
- Einige Sorgenthemen haben sich gegenüber 2016 stark verändert.
- Die Kriegssituation bzw. eine mögliche Ausweitung in Europa, steigende Preise sowie die Versorgung mit Energie und anderen Rohstoffen sind für jeweils knapp 90 % der Befragten Anlass zur Sorge. Dicht dahinter folgen Umweltverschmutzung und Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und die Wirtschaftslage
- Als Sorgenthema etwas an Bedeutung verloren haben dagegen Terroranschläge, Diebstahl oder persönliche Bedrohungen, Unfallverletzungen, die Entwicklung der Europäischen Union und die Zuwanderung nach Deutschland.
* 2016 nicht abgefragt
** ohne Personen im Ruhestand
Bild 12: Bild: Zurechtkommen mit dem Einkommen nach Haushaltstyp (Selbsteinschätzung, in %)
- Die Mehrheit der Befragten kommt nach eigener Einschätzung (relativ) gut mit dem Haushaltseinkommen zurecht. Fast ein Fünftel der Befragten berichtet allerdings von einer eher schwierigen finanziellen Situation.
- Der negative Trend in der Bewertung der Einkommenssituation betrifft fast alle Haushaltstypen, ganz besonders allerdings Alleinerziehende, die sich ohnehin finaziell am stärksten belastet fühlen: Der Anteil " sehr schlecht" hat sich in dieser Befragtengruppe von 3 auf 9 % verdreifacht, insgesamt geben von dieser Befragtengruppe nun rund 42 % an, relativ schlecht bis sehr schlecht zurechtzukommen (2018: 35 %).
* 2022 erstmals separat erfragt
Bild 13: Entwicklung der Haushaltseinkommen in Wiesbaden (bedarfsgewichtetes Äquivalenzeinkommen insgesamt und nach Haushaltstyp, Betrag in €)
- Das mittlere Einkommen (Median) der befragten Wiesbadener liegt bei 2 333 €.
- Im Zeitverlauf stagniert dieser Wert, was angesichts der Inflation einer realen Einkommenseinbuße bzw. Kaufkraftverlust gleichkommt.
- Der Abstand zwischen unterstem und obersten Einkommensquartil hat sich 2022 gegenüber 2014 deutlich vergrößert.
- Unterschiede sind auch nach Haushaltstyp erkennbar, so hat beispielsweise der Abstand zwischen Paarfamilien und Alleinerziehenden zugenommen
- Dargestellt ist das bedarfsgewichtete Äquivalenzeinkommen nach dem OECD-Schema. Das 1. Quartil umfasst die 25% der Befragten mit den geringsten Einkommen, das 4. Quartil die 25% mit den höchsten Einkommen. Der Median markiert die Mitte der Einkommensverteilung.
- Details zur Methode vgl. Stadtanalyse 126
Bild 14: Sind Sie derzeit Mitglied in einem Verein, einem Verband oder einer gemeinnützigen Organisation? (in %)
- Fast jede/r zweite Befragte ist zum Zeitpunkt der Befragung Mitglied in einem Verein, Verband oder einer gemeinnützigen Organisation.
- Über mehrere Jahre zeigen sich bei der Mitgliedschaft in Vereinen, Verbänden und sonstigen Organisationen nur unwesentliche Veränderungen.
- Wurde die Frage der Mitgliedschaft im Rahmen von „Leben in Wiesbaden 2016“ noch von 49 % der Befragten mit ja beantwortet, sind es 2022 noch 46 %.
- Dieser Wert entspricht den Ergebnissen einer Telefonumfrage aus dem Jahr 2019 (45 %).
Bild 15: Sind Sie derzeit ehrenamtlich tätig? (in %)
- Gleichzeitig geben nur rund 26 % der Befragten (insgesamt 1 099 Personen) an, dass sie sich auch ehrenamtlich engagieren.
- Vereinsmitgliedschaft und Engagement (in diesem) sind also nicht zwangsläufig gleichzusetzen.
- Über mehrere Jahre zeigen sich bei dem Engagemnt in Vereinen, Verbänden und sonstigen Organisationen nur unwesentliche Veränderungen.
- Wurde die Frage der Mitgliedschaft im Rahmen von „Leben in Wiesbaden 2016“ noch von 27 % der Befragten mit ja beantwortet, sind es 2022 noch 26 %.
- 2019 lag dieser Wert im Rahmen einer Telefonumfrage ebenfalls bei 27 %.
Bild 16: In welchem Bereich sind Sie ehrenamtlich tätig? (in %)
- Sport, Bewegung und Gesundheit sind die wesentlichen ehrenamtlichen Betätigungsfelder der Befragten Wiesbadnerinnen und Wiesbadener (31 %).
- Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen folgen mit 19 bzw. 17 Prozent.
- (Partei)politisches Engagement und Interessenvertretung sind mit jeweils 8 % deutlich weniger ausgeprägt.
Bild 17: In welchem Bereich sind Sie ehrenamtlich tätig? - getrennt nach Geschlechtern (in %)
- 24 % der weiblichen, aber nur 11 % der männlichen Befragten engagieren sich für Kinder und Jugend.
- Bei den 563 weiblichen Befragten dominieren die Bereiche „Sport und Gesundheit“ (28 %), „Kinder und Jugend“ (24 %), „Kirche und Religion“ (22 %) und „Soziales und Integration“ (20 %).
- Bei den 521 männlichen Befragten bilden nur Sport und Gesundheit mit 36 % einen deutlichen Schwerpunkt.
- Teilbereiche des ehrenamtlichen Engagements, in denen Sorgearbeit eine stärkere Rolle spielt, sind also auch in Wiesbaden noch eher weiblich geprägt, Repräsentanz eher männlich.
Bild 18: Praktizierte Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz (in %)
- Bei den praktizierten Maßnahmen im Bereich Klima- und Umweltschutz lassen sich je nach Maßnahme deutliche Unterschiede hinsichtlich ihrer Beachtung feststellen.
- Ein Großteil (ca. 95 %) der 4 282 Befragten an, häufig oder immer auf Strom- sowie Heizenergieeinsparungen zu achten und auch die Müllvermeidung wird häufig berücksichtigt.
- Auf Bioprodukten oder regionale und saisonale Lebensmittel oder auf gebrauchte Produkte greifen nur wenige der befragten Bürgerinnen und Bürger zurück.
Bild 19: Praktizierte Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz in der Zeitreihe (in %)
- Die Wiederaufnahme der Fragen zu praktizierten Klima- und Umweltschutzmaßnahmen in die aktuelle Umfrage ermöglicht einen Zeitvergleich mit den Ergebnissen aus 2014, als die Befragten erstmals gebeten
- Er zeigt, dass 2022 deutlich mehr Befragte Ökostrom beziehen (29 %).
- Auch der Anteil der Personen, die auf Bioprodukte oder regional und saisonale Lebensmittel zurückgreifen, hat sich seit 2014 deutlich erhöht.
- Ebenso gewinnen die Aspekte der Nachhaltigkeit bei Anschaffungen und eine klimafreundliche Mobilität stark an Bedeutung.
Link zu Publikationen
Ergebnispublikation
Leben in Wiesbaden - Vereinsmitgliedschaft und Ehrenamt
Leben in Wiesbaden - Klima und Umweltschutz
Leben in Wiesbaden 2022. Konzept und Beteiligung an der Bürgerumfrage